(js) Zu Hause ist es schön, warm und kuschelig, vor allem im Winter. Aber irgendwann reicht es auch. Da will man raus. Mal um die Ecken schauen („Sieht noch alles so aus wie letztes Jahr?“), Bekannte freudig begrüßen („Na, lebst Du auch noch!“), die Gelenkscharniere schmieren („Was geht eigentlich noch…“). Für diesen Frühlingsaufbruch kamen die Mitglieder des AK-50-Kaders nach dem sonntäglichen Gottesdienst auf dem Kurzspielgelände des Clubs zusammen. Endlich wieder draußen mit großem Hallo bei Eiswind und Sonnenflirt.
Captain Frank Oßwald begrüßte zum Auftakttraining in die Saison zwanzig Männer, die der Winterschläfrigkeit entfliehen wollten. Fast vollzählig waren die Hoffnungsträger für zwei Hessenligen 2025 erschienen. Die Choreografie der Einlaufpolonaise auf die Melodie eines Marianne-Rosenberg-Klassikers „Fore, wir sind hier nur wegen Dir“, brachte für einen kurzen Moment Trainerurgestein Uwe Wagener, der bereits mit Willi Hofmann die Clubtheke geteilt und für Bernhard Langer das Puttinggreen präpariert hatte, in die Rührungszone. Aus dieser Verlegenheit heraus zahlte er es den Übermütigen mit der ersten Aufgabe zurück. Zum Aufwärmen ging es darum, wieder in Kontakt mit den unberechenbaren Überlebensbedingungen im offenen Gelände zu kommen. Welches Zweierteam bringt in der kürzesten Zeit die meisten Krokusse vom Mittelstreifen der nahen Autobahn zurück auf die Driving Range? Gewinner wurde das Ärzteteam. Sie wussten aus der Notfallmedizin, wie man jungen Krokussen über die Straße hilft, ohne dabei selbst unter die Räder zu kommen.
Die zweite Aufgabe war rein intellektueller Natur. Was die Sache in dieser Altersklasse nicht einfacher macht. Die Hunderttokenfrage lautete: Wann ist ein Ball auf dem Grün? Nachdem man sich geeinigt hatte, dass hier durchaus und ausschließlich nach einen Golfball gefragt wurde, konnten weitere 15 Minuten des Trainings in angeregter Gedankenrotation rumgebracht werden. Quasi nachwachsender Lösungsstillstand. Das ernüchternde Ergebnis zeigte, dass noch viel Arbeit vor dem Team liegt. Die vertretenen Großhirne, wobei jedes einzelne normalerweise am Erinnerungsvermögen, bei der Problemlösung als auch am Denken und Fühlen beteiligt ist, schauten stumm in den blauen Nachmittagshimmel. Aus dieser oberhessischen Leere heraus wird die Frage nun an alle Vereinsmitglieder weitergegeben. Die Antwort kann bei der diesjährigen Mitgliederversammlung am 24. März abgegeben werden. Gewinn ein Eierlikör, gesponsert vom scheidenden Präsidenten.
Es ging dann zügig über zum Pitchen, Chippen, Sandbaggern. Das alles mit goldgelben Practice-Qualitätsbällen von Titleist – wie sie Winnerod noch nicht gesehen hat. Deren Herkunftsgeschichte in den Wagnerschen Geheimkeller war so verworren, dass selbst die Einreisebehörden nicht schnell genug die Papiere hatten ausstellen können. Und es war wirklich schön zu sehen, wie sich mit dieser Ballanimation die golferischen Lerneffekte wie von selbst einstellten. Als hätte man gerade zum ersten Mal verstanden, wie etwas geht. Was in Teilen natürlich stimmte, zumindest was Zuhören anging. Wie, man chippt am besten wie beim putten? Dann ist löffeln doch nicht so gut? Was hat die Leading Edege im Bunker verloren? So kamen Neuigkeiten in die Runde, die man so früh im Jahr gar nicht erwartet hätte. Ermüdet, aber endorfingepiekst waren sich alle einig: Die Saison kann sich auf sowas von gefasst machen.