(js) Die Tabelle lügt nicht. Plätze 4-3-2, so hat sich die AK-65-Mannschaft des GC Winnerod in drei Ligaspielen vorgearbeitet. Die 5. Hessenliga Nord wird nun angeführt vom Royal Homburger GC, hinter Winnerod reihen sich Idstein und Spessart.
Das ist die erste positive Nachricht nach dem Ligaspiel im Golfclub Spessart. Die zweite ist, dass Peter Robinson mit famosen 29 Bruttopunkten weit vor allen anderen erneut Bruttosieger wurde. Diese Leistung auf dem schwer zu spielenden, sonnenverbrannten und windumblasenen Hartplatz im Spessart führte bei der Bekanntgabe zu ungläubigem Kopfschütteln und anerkennendem Applaus.
Das war es dann aber auch schon mit den Freundlichkeiten. Der dritte Tagesplatz mit 75 Mannschaftspunkten vor Idstein (70 Bruttopunkte), aber hinter der Heimmannschaft (78 Punkte) und den zum dritten Mal auftrumpfenden Siegern aus Bad Homburg (92 Punkte) war keine Ruhmestat. Peter Robinson erzielte mit seinem Score so viele Bruttopunkte wie Michael Luh (11 brutto), Volker Happel (11 brutto) und Guido Schwarzer (7 brutto) zusammen. Das Ergebnis komplettierte Captain Jürgen Scheiber (16 brutto) und das Streichergebnis von Reinhold Steiner (7 brutto).
„So kann man nicht golfen“, versuchte sich die kollektive Terassenaufarbeitung in der Vortraumabewältigung. „Wenn ich das im Club erzähle…“ Die golferische Integrität der Mannschaft scheint in diesem Jahr auf mysteriöse Weise porös und angreifbar. Die Spieler konnten bisher bei keinem Spiel ihr Leistungspotenzial abrufen. Die Gründe liegen im Dunkeln.
Man muss davon ausgehen, dass der Amateurgolfer an sich ein glücklicher Mensch ist. Wegen frischer Luft, grünem Umfeld, freier Meinungsäußerung, Seenplatten und so. Irgendwie ist den alternden Stars diese Leichtigkeit abhandengekommen.
Die Spielanalyse führte zum Kern der unrund gewordenen Golfkugeleien. Wenn ein Clubmannschaftsgolfer also Ereignisse durchlebt oder mit ansieht, die eine existentielle Bedrohung auslösen, und auf dem Platz keine Flucht, keine Gegenwehr und keine Hilfe möglich sind, schaltet der Körper in eine Art Notfallmodus um, um das Überleben auf der Runde zu sichern. Verkorkste Bunkerschläge, unelegante Sockets und dem Präsidenten an falscher Stelle huldigende, also getoppte Bälle sind Stressableiter, führen aber nur zur weiteren seelischen Erschütterung. Mit dieser Tiefenanalyse bei Beruhigungsbier und Gedankenschwoof nach der Siegerehrung war man gemeinsam ein Stück weiter. Ein Klapptürchen öffnete sich auf dem Weg zu neuer Resilienz. Denn man weiß, dass durch Konfrontation mit dem Erlebten im therapeutischen Setting eine erste Linderung in Sicht ist. So fuhr man etwas erleichtert wieder Richtung Heimat, gestärkt in der Gewissheit, der scheiternde Golfer ist nicht allein.
Die Aussichten sind halbwegs rosig. Das Saisonabschlussspiel findet in vier Wochen auf dem Hausplatz in Winnerod statt. Wenn man vor den punktgleichen Idsteinern und Spessart von der 18 kommt, ist die Klasse erhalten. Das wäre dann klasse. Und alle Optionen für 2024 wären wieder offen.
BILD „Peter Robinson führt die Mannschaft am ersten Tee an“
BILD 2 „Tabellenstand nach dem dritten Ligaspiel“
[Ligatabelle aus HGV-Website]