(js) Der Mensch lebt aus der Erinnerung. Und mit Geschichten. Eine, die immer wieder erzählt werden wird, ist die vom letzten Ligaspieltag in der AK 65 Hessenliga Saison 2023.
Es war nicht das Wacken-Open-Air-Festival, zu dem abgeschlagen wurde. Aber doch ganz nah dran. Wie der Engländer knurrt: „It‘s raining cats and dogs.“ So hatte man sich den Sommer im August nicht vorgestellt. Der Hitzeplan des Gesundheitsministers lief völlig ins Leere. Nix mit Klima, einfach nur Schietwetter. Regenvorhänge trieben, von Sturmböen bis 50 Stundenkilometer getrieben, quer über die Fairways. Die Regenschirme klappten hoch zu Eistüten, Golftrolleys wurden umgepurzelt. Wasserfeste Schuhe gaben die Garantie zurück, Vögel schossen schnippisch lachend knapp über die enggeschnürten Südwesterhüte. Der Platz verschluckte sich an den Wassermassen und soff doch nicht ab zu einem Spielabbruch.
Starter Hans-Peter Lindner rief zur ersten Dusche auf – und so blieb es. Dabei stand der abschließende Heimspieltag unter besonderen Vorzeichen. Die Winneröder AK65-Mannschaft stand mit dem Rücken zur Wand. Drei Mannschaften, neben Winnerod noch der GC Spessart und der Golfpark Idstein, kämpften mit Gleichstand von sechs Punkte um den Verbleib in der 5. Liga. Der Royal Homburger Golfclub dagegen hatte bereits vorzeitig das Aufstiegsticket in der Tasche.
Die oberhessischen Altersrecken zogen sich am eigenen Schopf aus den Pfützen. Sie gewannen die Regenspiele mit 81 Bruttopunkten vor Idstein mit 72 Bruttopunkten und sicherten damit den Klassenerhalt. Spessart bewahrte der dritte Tagesplatz mit 58 Bruttopunkten nicht vor dem Abstieg, während die Bad Homburger als feststehender Aufsteiger ihren vierten Platz mit 46 Bruttopunkten gelassen hinnahmen.
Der Durchschnitt von acht Bruttopunkten über das gesamte Spielerfeld gerechnet, zeigt, was hier los war. Grottenschlecht, würde man normalerweise sagen. Die, die dabei waren, stöhnten natürlich auch, von seelischem Schmerz in der Golferehre gerührt. Doch die Verhältnisse ließen auch für gute Spieler wenig zu. Selbst die Cracks Peter Robinson und Herbert Schäty mussten mit 15 und 14 Bruttopunkten die Hälfte ihrer sonstigen Federn lassen. Am besten trotzte den Bedingungen Guido Schwarzer. Er wurde mit 21 Punkten souveräner Bruttosieger. Sein Spiel reichte auch zum Nettosieg mit 34 Punkten. Das kompakte Winneröder Mannschaftsergebnis komplettierte Jürgen Schreiber (16 brutto), Michael Luh (15 brutto) und Stephan Wendel (13 brutto). Damit platzierten sich fünf Winneröder Spieler unter den ersten acht in der Bruttowertung.
Winnerod beendete die Ligasaison auf Platz zwei mit 10 Punkten hinter Bad Homburg (13 Punkte), dabei knapp vor Idstein (9 Punkte) und dem Abstiegsverein Spessart (8 Punkte).
So ein Erfolg wird nicht alleine durch die eingesetzten Spieler erreicht. Die Unterstützung der Mannschaftskollegen hat einen kaum zu unterschätzenden Anteil. Ein Dankeschön geht an Hans-Peter Lindner, Manfred Wagner, Karl-Heinz Weigel, Gerd Vonhausen und Clarence Moore sowie an das Clubsekretariat um Sven-Patrick Lauer.
Als dann das Spiel rum war und alle Flights im Clubhaus, kam wie zum Hohn die Sonne heraus und der Wind schlief ein. Das ist es, was den Golfsport ausmacht: Es ist eine Outdoorsportart mit nicht planbaren Bedingungen. Die wechselhafte Auseinandersetzung mit Wind und Wetter gehört dazu. Beschweren gilt nicht. Es war ein denkwürdiges Erlebnis. Muss man trotzdem nicht alle Jahre haben.