(js) Gut, die Côte d’Azur war nicht gebucht. Aber etwas Süden sollte es schon sein, südlicher als Winnerod jedenfalls. Im südlicheren Süden erhoffte man sich besseres Klima. Die Wahl fiel auf die südhessische Tiefebene mit Blick auf die sanften Hügel des Odenwalds. Das Trainingswochenende der AK50 sollte einstimmen auf die Golfsaison 2024, den Teamgedanken beleben, eine erste Standortbestimmung für Leistung und Potenzial liefern. Und dafür brauchte man gute Bedingungen.
Die Mannschaftskapitäne Stefan Köhler und Frank Drescher hatten es sich für den Süden so schön ausgemalt. Bis in die Details wurde der Trainingsaufenthalt organisiert. Übungsstandort wurde das Golfresort Gernsheim Hof Gräbenbruch. Das bietet mit zwei 18-Loch Golfplätzen, einem Hotel mit hervorragender Restaurantküche, mit Fitnessbereich, Sauna und Schwimmbad sowie einem Badeteich und großer Sonnenterasse, einer großzügigen Driving-Range und Übungsanlagen alle Voraussetzungen für einen prächtig anregenden Frühjahrsaufenthalt.
Der Standort erfüllte alle Erwartungen. Bis auf das Umgebungswetter. Das spielte nicht mit, war sich selbst genug und ließ die Sau raus. Die 16 aufrechten Mid-Age-Golfer erlebten körperlich, dass es auch im Süden ganz schön Norden sein kann. Im sicher heißesten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen pfiff der April höhnisch aus den Wolkenlöchern und auf alle Klimaprognosen. Er gab alles und war damit das, was er immer war, launisch. Man hätte es wissen können. Selbst Wikipedia klärt über wechselhaftes Aprilwetter auf. Das sei etwas mit rascher Abfolge von Sonnenschein, Bewölkung und Regenschauern, auch mit Schnee und Hagel, kräftigen Winden und frostigen Nächten. Wer lernt das heute schon in der Schule. Und so kam es überraschend.
Aber von diesem Norden im Süden waren die Nordmänner aus der mittelhessischen Tundra nur halbbeeindruckt. Sie ließen sich zwar kurz am Blitzer-Freitag in die Gewitterhütten vertreiben (Carsten D. wollte um Hüttenasyl bitten), lachten die Regenfeger weg (Reinhard Z. sprach von nachgerade mallorquinischen Verhältnissen), zogen Puttkorridore in das weiße Graupelgreen (Achim K heimlich mit dem Schuh des Manitu) und unterzogen das Versprechen auf Wasserdichtigkeit der Golfschuhe einem Verbrauchertest (Guido Schw. „Hätte ich die Treter nur eine Woche später gekauft“).
Dieser ignorante Aufzug auf dem Truppenübungsplatz beeindruckte die indigene Bevölkerung, auch wenn im Restaurant ständig eine extra abgestellte Aushilfskraft hinter den Jungs mit dem Feudel die Wasserlachen wegwedeln musste.
Golferisch gesehen wurden trotz der Umstände frühe Hochleistungen geboten. Höchste Bruttobestände sammelten Mischa Billek mit 32 Bruttopunkten, Holger Quand mit 31 Punkten, Frank Reuber mit 28 Punkten, Frank Oswald mit 27 Punkten und Björn Weil mit 26 Punkten. Über drei Spiele hinweg lagen Frank Oßwald und Frank Reuber mit je 76 erzielten Bruttopunkten vorne, dicht gefolgt von Mischa Billek mit 74 Gesamtbrutto.
Die Saison kann also kommen. Für die ersten Ligaspiele wurden bei einer Mannschaftssitzung die Spieler nominiert. Der Ernst des Golfspiels folgt bereits am 4. Mai mit dem Auftakt für die erste Mannschaft in der 1. Hessenliga in Friedberg und der zweiten Mannschaft in der 7. Hessenliga in Praforst/Hünfeld.
Die Methode „Golfsurvival“ wird jetzt aufgrund des durchtriefenden Erfolgs als jährliche Saisonvorbereitung fest im A50-Jahreskalender verankert. Trainingsphilosophisch hatte Captain Stefan Köhler schon vorher die Mannschaftsmitglieder eingestimmt: „Jeder Tag Training im Regen, ist ein Tag mehr, als ihn unsere Mitwettbewerber haben werden. Lassen wir uns das Wochenende nicht vermiesen, es gibt ja noch mehr zu erleben als die fünf Stunden auf dem Platz.“ Wie beschrieben waren die Stunden draußen schon ganz toll, aber danach wurde es drinnen noch viel toller. Quasi richtig südlich.